hier noch ein interessantes Bild aus dem Jahr 1895. Es zeigt einen Zug der PO mit vielen damals noch üblichen kurzen gedeckten Güterwagen. Viel interessanter aber sind rechts vorne unten die vielen Wagendrehscheiben, wodurch das Verschieben der Wagen über mehrere Gleise möglich war.
Quelle: Das Bild stammt aus dem Bildarchiv des Digitaltmuseum in Schweden, eine höhere Auflösung gibt es hier. (Public Domain)
Und hier ein vergrößerter Ausschnitt der Drehscheiben (leider ist das Bild nicht besonders scharf):
Oh ja, interessantes Bild! Einmal natürlich wegen den Drehscheiben die hier deutlich zu erkennen sind, aber natürlich auch wegen der Lok. Hätte auf den ersten Blick diese tatsächlich für eine 1B bzw. 120 gehalten, aber das nähere Hinsehen lässt eindeutig die Nachlaufachse erkennen, also 1B1 bzw. 121. Aufgrund der recht großen Treibräder (2,0m) hätte ich diese eindeutig als Schnellzuglok definiert. Die Zuggarnitur ist auch recht eigenartig, denn nach den Güterwagen (würde diese nicht als Gepäckwagen erkennen) folgen recht viele Personenwagen. Hm, kann mir nicht vorstellen, das die damals in einem Schnellzug einfach so Güterwagen mitgeführt haben. Personenzüge vielleicht noch, doch auch da denke ich waren für die meisten Güterwagen der damaligen Zeit die Geschwindigkeiten schon zu hoch. Oder ich interpretiere zu viel in das Bild hinein...
Egal, schönes Bild jedenfalls und Danke fürs Zeigen!
Bei dem im Hintergrund sichtbaren Zug fällt mir folgende Erklärung ein: Vielleicht zeigt es den Transport eines "escadron de cavalerie francaise" - einer Kavallerie Escadron der Französischen Armee Das würde die vielen Güterwagen mit der großen Anzahl Personenwagen erklären. Bei 120 Pferden eines Escadrons sind das 24 Pferde je Wagen. Könnte passen. Oder. Aber wahrscheinlich wird dieses Rätsel ungelöst bleiben.
Interessanter Ansatz! Sowas in der Art könnte es durchaus sein, denn Pferde sind ja auf dem Bild mit drauf. Allerdings sind das zu viele Pferde pro Wagen. Ich meine, das war sogar an den Französischen Wagen Epoche I und II angeschrieben. Meine "8 Pferde in Reihe" (Chevaux 8 - en long) und "40 Mann" (hommes 40) - Quelle: mein ETAT REE OCEM 19 Wagen. Gilt für einen klassischen 2-achsigen Wagen, ähnlich den abgebildeten... Würde demnach nicht ganz hinhauen... Aber der Ansatz könnte trotzdem passen...
ich denke, dass das Foto rein zu Werbezwecken gemacht worden ist, weil ja drei Personen auf der Lok stehen und alle Leute auf dem Bild in die Kamera schauen. Außerdem gibt es eine andere Aufnahme an der gleichen Stelle, mit den gleichen drei Personen auf der Lok aus einem anderen Blickwinkel: http://wikipo.railsdautrefois.fr/wikiPO/...890_01_CT17.jpg
Vermutlich stand der Zug dort und es wurden mehrere Aufnahmen aus verschiedenen Blickwinkeln gemacht.
Was allerdings Deine Vermutung über die Nutzung angeht, so meine ich, dass diese in den 20er und 30er Jahren sicherlich noch genutzt wurden, vielleicht sogar noch länger darüber hinaus. Wagen mit kurzen Achsständen, z.B. Typ OCEM19 Couvert (im Modell von REE umgesetzt), waren damals gang und gebe und jene gab es sogar noch bis in die Epoche IV. In dem Fall unten denke ich, handelt es sich allerdings eher um einen Anschluss eines Handels, etc., also würden da sicherlich nur Güterwagen verschoben (gedreht) werden. Zum Verschieben von Gleis zu Gleis, wie auf dem ursprünglichen Bild bzw. dem vom Gare d´Orleans im anderen Beitrag, wo Personenwagen auf andere Gleise verschoben wurden, das spielte hier sicherlich keine Rolle, da gebe ich Dir Recht. Die Zeit war damals sicherlich vorbei.
Trotzdem ist das mit den Wagendrehscheiben im Hauptgleisfeld (diese sind ja mitten auf den beiden Hauptdurchfahrtsgleisen platziert) durchaus so eine Sache. Immerhin rumpelten zu dem Zeitpunkt ja relativ schwere Personenzüge über die Drehscheiben und das regelmässig. Dazu sind diese Drehscheiben ja auch irgendwie ein Sicherheitsrisiko, falls mal nicht richtig eingerastet oder so... Könnte ich mir zumindest vorstellen... Insofern in der Tat verwunderlich, das diese auf Hauptgleisen (Lorient liegt immerhin an der Hauptstrecke von Nantes nach Brest) noch so Bestand hatten. Als Abzweig auf einem Nebengleis sicherlich unproblematischer...
Was aber auch absolut interessant ist, sind die Lokbehandlungsanlagen eben auch auf diesen Hauptgleisen, die unten rechts zu erkennen sind. Der Wasserkran an sich ist sicherlich nichts Ungewöhnliches, aber dass es sogar eine Grube gibt (vermutlich zum Ausschlacken) ist schon sehr ungewöhnlich. Da staune ich! Über diese fuhren ja dann auch sämtliche Züge inkl. Express- und Schnellzügen... Solche Gruben auf Durchfahrtsgleisen habe ich so noch nie gesehen bzw. bemerkt. Gab es sowas eigentlich auch bei uns? Das schreit ja fast schon wieder nach einem neuen Beitrag "Lokbehandlungsanlagen im Hauptgleisfeld"
Ein wirklich tolles Bild, Bernhard, dass so vieles mit seinen Details aussagt!
Zitat von Stephan im Beitrag #23In dem Fall unten denke ich, handelt es sich allerdings eher um einen Anschluss eines Handels, etc., also würden da sicherlich nur Güterwagen verschoben (gedreht) werden.
Damit könntest Du Recht haben. Hier ein Bild von der gleichen Stelle lange vor 1900 wo einige Leute zwei Güterwagen Richtung Drehscheibe schieben. Man sieht hier auch noch deutlicher, dass von den beiden Drehscheiben nach rechts ein Gleis weg geht. https://media.ouest-france.fr/v1/picture...247bb50563e681f
Zitat von Stephan im Beitrag #23Das schreit ja fast schon wieder nach einem neuen Beitrag "Lokbehandlungsanlagen im Hauptgleisfeld"
Vielleicht waren die Zugläufe zu jener Zeit nicht so eng getaktet, so konnten die Drehscheiben bei der Umstellung der Güterzüge genutzt werden und es fand sich u.U. noch Zeit zur Inspektion der Loks und Wasseraufnahme? Die P.O. wird diese Drehscheiben nicht ohne Grund inmitten der Hauptstrecke installiert haben. S.o.